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Generalquartiermeister von Offenburg an Rittmeister Geizkofler 1622

Der württembergische Generalquartiermeister Hans Heinrich von Offenburg1 verneint aus Bietigheim2 ein Urlaubs-Gesuch des Rittmeisters Ferdinand von Geizkofler3 Hohenlohe4 aufgrund der aktuell gefährlichen Situation (Scharmützel bei Ölbronn5 und umherstreifende Kosaken), lässt aber durchblicken, dass dem Gesuch zu einem späteren und weniger kritischen Zeitpunkt mit Priorität stattgegeben werde. Amüsant ist die Randnotiz, der zufolge der Überbringer der Botschaft vier Stunden warten musste, bevor er abgefertigt wurde.

Bietigheim, 14./24. Juli 1622 (Ausfertigung)

Wollgeborner Herr, davor seyen meine
jederzeit guttwillige Dienst bevor.
Es hatt der hochwollgeborne Herr, Herr
Craft Graff von Hohenlohe, Fürstlich Württembergischer General-
Leitenamt, mein gnediger Herr, gnedig anbefohlen,
denselben uff sein gethaneß Schreiben6 zu
beantworten, daz Ihre Gnaden ihne von seiner
vohrhabenden Reis gleichwoll ungern hindern.
Weil aber heit von Ihr […] […] […] einkommen,
daz die Sach ärger als noch nie stehe,
indem die Cossacken mit Gewalt Ölbrun einge-
nommen, geblundert, daz Landvolck, so darin
gewesen, nidergehauen, sich auch mit Streiffen
starck[?] sehen laßen7. Zu deme uns unserm gnedigen
Fürsten und Herrn erst dieser Tagen gnedige
Ortinanz8 an Ihr Genaden, Herrn General,
abgangen, keinen Oficier für dismahl9
von den Compagnien zu urlauben, so ver-
sehen Ihre Genaden sich besorgen[?]10, es werde
der Herr sich noch ein Tag ettlich gedulden
und bey seiner Compagnia uffhalten. So
bald es aber stiller, soll er uff fehrner
Anmahnen nit lenger uffgehalten werden.

Major Bebra11 bett ich, mein Dienst ver-
melden, mich entschuldigen, daz ich ihme die
Enderung der Quartier nit uberschick, weil
mir solches unmüglich, wie ich ihme zu unsrer
Zusamenkunft selbsten sagen wolt. Hiemit
verbleib ich

[…] Knecht und Diener
Hans Heinrich von
Offenburg.
[…] Bietikheimb, den 14. Juli 1622

Zeiger diß hat uf die 4
Stund alhier warten müßen
und umb halb zwolf Uhren
obgefertigt worden.12


1 Offenburg, Hans Heinrich von, 1615–1634 Obervogt zu Nagold, 1622/23Generalquartiermeister, 1632/33 Generalkommissar (Pfeilsticker, Walther: Neues Württembergisches Dienerbuch. Band 1, Stuttgart 1957, § 1480; Band 2, Stuttgart 1963, § 2640).

2 Bietigheim, Stadt Bietigheim-Bissingen LB.

3 Geizkofler Freiherr von Haunsheim, Ferdinand, 1622 Rittmeister über eine Kompanie Kürassiere (StAL B 90 Bü 1479); evtl. identisch mit dem Hofrat, später Geheimen Rat, Erbschenk, Hofkanzler und Landsdirektor (Pfeilsticker, Walther: Neues Württembergisches Dienerbuch. Band 1, Stuttgart 1957, § 1094, 1708).

4 Hohenlohe, Kraft VII. Graf von (1582–1641), Generalleutnant und Oberkommandeur in Württemberg, später Generalstatthalter des Fränkischen Kreises im Dienste Schwedens (Pfeilsticker, Walther: Neues Württembergisches Dienerbuch. Band 1, Stuttgart 1957, § 44, 1478, 1605).

5 Ölbronn, Gde. Ölbronn-Dürrn PF.

6 Bedeutung: „sein gethaneß Schreiben“ = sein eingereichtes Schreiben/Ersuchen.

7 Bedeutung: „sich auch mit Streiffen starck sehen laßen“ =sich auch mit Spähtrupps in großer Zahl sehen lassen / auch in Form von Spähtrupps massiv präsent sein.

8 Bedeutung: „Ortinanz“ = Befehl, Anordnung.

9 Bedeutung: „für dismahl“ = bis auf Weiteres, vorläufig.

10 Bedeutung: „so versehen Ihre Genaden sich besorgen“ = so mögen Ihro Gnaden dafür Sorge tragen, dass …

11 Vermutlich: Bibra, Georg von, vor 1625/27 württembergischer Leutnant (Pfeilsticker, Walther: Neues Württembergisches Dienerbuch. Band 1, Stuttgart 1957, § 1624).

12 Randnotiz. Übersetzung: „In dieser Sache vorstellig Gewordener hat hier vier Stunden warten müssen und ist [erst] um halb zwölf Uhr abgefertigt worden.“

Quelle Staatsarchiv Ludwigsburg B 90 Bü 1485
Die Wiedergabe der Transkription folgt der Originalquelle buchstaben- und zeilengetreu.