Auszüge aus dem Tagebuch des Söldners Peter Hagendorf mit Bezügen zu Pforzheim (Teil 3: 1643)
Hagendorf berichtet über den Zug seiner Einheit von Muggensturm über Ettlingen, Pforzheim, Weil der Stadt, wieder Pforzheim, Durlach, Rastatt, Steinbach, Renchen, Oberkirch (mit Einnahme der Stadt), dann Schloss Wildenstein, wieder Rastatt, Durlach und Pforzheim, dann nach Württemberg, wo seine vereinigten kaiserlich-bayerischen Truppen in der Schlacht bei Tuttlingen die gesamte französische Armee besiegten und die Stadt einnahmen. Im Dezember kehrte Hagendorf zurück nach Pforzheim und Vaihingen. Beim ersten Pforzheim-Aufenthalt dieses Feldzugs gebar die Ehefrau am 27. Juli/6. August im Feldlager den Sohn Melchior Christoph, der auch dort getauft wurde, bevor Hagendorf bereits am 29. Juli/8. August weiterzog. Beim dritten und längeren Aufenthalt in Pforzheim berichtet Hagendorf über seinen Sold.
Juli/August bis Dezember 1643
Sein Nahme ist Melchert
Christoff, seine Todten
sindt gewesen: Melchert
Bordt, Feldtscher; Christoff
Isel, Proffos; Benengel
Didelin, Felweblin.
Godt verleige ihn lang-
es Lehben. Den 6. ist
er geboren, zwissen 8 undt
9 Uhr auf den Abent.
Den 8. sindt wier auff-
brochen undt gezogen
auff Pfordtze, auff Weiler-
stat. Alhir stilgelehgen bis
auff den 19. Augusti. Wieder
auff Pfortze, auff Turlach,4 auff
Rastat,5 do die grosse Mas ist
auff Bil, auff Steinbach,6 auff
Reniegke.7 Dieses Landt gehördt
den Marggraffen von Baden zu.
Den 27. Augusti auff Oberkirch.8
Diese Stat beschossen undt mit
sturmer Handt eingenomen.
Darin sindt gelehgen 100
Man undt ein oberster Leudtenandt[?].
Den 29. eingenommen
Wildenstein, ein festes Schlos,
licht 3 Stundt von Strasborg.9
Den 2. Sebtember wieder zu-
rugk auff Rasstat. Zu
Rastat bin ich wieder zu
den Geschediegeten comm-
andiret worden. Auff Tur-
lach zu. Den 16. Sebtember nach Tur-
lach kommen mit 32 Man.
Alhir verbliben bis auff
den 8. November. Nach
9 Stadt Strasbourg (Frankreich).
Pfordtze gefueret worden.
Alda hat einer des Tages be-
kommen 6 [Kreuzer], anderhalb Pfundt
Brodt. Das hat gewehret
bis auff den 19. December,
da bin ich sambt der Man-
schaff abgefordert worden.
Undterdiesen ist der Feindt
gegangen an der Dona
undt hat sich verlecht. Zu
Dudlingen10 ist das Haubt-
qatir gewessen. Unser
Volgk haben sich verlecht
10 Tuttlingen TUT.
gehabt in Wurtenberger
Landt. Aber in der Eil zu-
samen Tag undt Nacht ge-
gangen, alles in der Stil
fordt, undt kommen bei
das Haubtqartier, das
niemandt edtwas darin
gewust hat. Beringen die
Stadt, keren die Stugk umb
undt geben mit ihren eige
Stugken Feuwer hinein.
Die Stadt gesturmet.
Dieselbiege, den sobald
sie ankomen sindt, die Wachte
niedergemacht, ehe sie zusam-
enkommen sindt. In der Stadt
sindt gewessen die Generals-
perschonen, as Ransso11 undt
ander mehr. Dieses ist geschehen
den 25. November dessen
1643 Gars.
Den 19. December von Pfordt-
ze gezogen auff Feiingen
an der Ens.12 Von den Krang-
ken sindt gestorben 7.
Quelle | Quelle: Peters, Jan (Hg.): Peter Hagendorf – Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg (Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit – Bd. 14), Göttingen 2012. |
Die Wiedergabe der Transkription folgt der Originalquelle buchstaben- und zeilengetreu. |