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Vogt zu Maulbronn an Herzog von Württemberg 1642

Der Maulbronner1 (Unter-)Vogt Johann Ulrich Stenglin2 berichtet nach seiner vom Herzog von Württemberg3 veranlassten Freilassung aus einem Maulbronner Kerker seinem Herrn über seine dortige vierzehntägige Gefangenschaft, beteuert seine Unschuld und möchte wissen, was ihm von seinen (papistischen) Anklägern vorgeworfen wird.

Vaihingen an der Enz, 14./24. August 1642 (Ausfertigung)


1 Stadt Maulbronn PF.

2 Stenglin (Stänglin), Johann Ulrich, verst. 1647, Spitalpfleger in Urach, von 1640–1647 (Unter-)Vogt zu Maulbronn (Pfeilsticker, Walther: Neues Württembergisches Dienerbuch. Band 2, Stuttgart 1963, § 2606; Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 502 Bü 56).

3 Württemberg, Eberhard III. Herzog von <https://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_III._(W%C3%BCrttemberg,_Herzog)> (03.07.2023).

Durchleuchtiger hochgeborner etcetera
gnädiger Fürst unnd Herr.

Demnach Euer fürstliche Gnaden durch dero gnädige
Verordnung unnd Anstalten mich widerumb von
denn reißenden Wölffen zue Maulbronn (nach-
dem ich 348 Stundt in einem fünsterin Gewelb,
mit eysenen Stangen unnd Thüren verwahrt, ohn-
verhört gelegen) gnädig erlediget4, daß ich zue meinen
armen Weib unnd vier kleinen Kindern, zwar aber
in Händen unnd andern Glüdern lahm unnd schmertzlich
kommen, daß ich dato kein Feder leider Gott er-
barms brauchen kan. Deßen thue gegen
Euer fürstliche Gnaden ich mich alls ein armer ruinirter
Diener unnd Landtkindt gantz underthönig be-
danckhen. Unnd weil ich uff mein Anheim-Kunfft5
vernommen, das obgedachte meine Wüdersacher
der Bapisten Brauch nach wider mich allerhandt
erdichte unnd unwahrhaffter Puncten eingebracht.
Solche aber sich im geringsten nicht allso verhalten.
Auch in alle Öwigkheit wahrhafftiglich nicht sollen
dociert6 werden. Damit aber mein Unschuldt
sonnenklar an Tag komme, alls pitte
Euer Fürstliche Gnaden gantz underthönig unnd gehorsamlich,
die geruhen mir dieße fürstlichen Gnad zue erzeigen
unnd meiner Wüdersacher zue Maulbronn Clagpuncten7
mir gnädig zuestellen. Da dann die Warheit darauf
allso ins Liecht beygebracht werden mus, wie
eyferig ich meinem Officio abgewartet8 unnd meine
Wüdersächer mit ihren unwahafften Clagpuncten
zue Spott unnd Schanden gemacht werden solle.
Hiemit Euer Fürstliche Gnaden mich underthonig unnd
gehorsamlich emphelendt. Datum Vayhingen
uff dem Schloß Kaltenstein9, denn 14. Augusti
anno 1642.

Euer Fürstliche Gnaden

underthöniger gehorsamer
fürstlich württembergischer Vogt zue
Maulbronn

Johann Ulrich Stenglin


4 Bedeutung: „gnädig erlediget“ = gnädig befreit.

5 Bedeutung: „uff mein Anheim-Kunfft“ = bei meiner Heimkehr, nach meiner Rückkehr.

6 Bedeutung: „dociert“ = besprochen, thematisiert.

7 Bedeutung: „Clagpuncten“ = Anklagepunkte, Vorwürfe.

8 Bedeutung: „wie eyferig ich meinem Officio abgewartet“ = wie gewissenhaft/rechtschaffen ich mein Amt versehen (habe).

9  Stadt Vaihingen an der Enz (LB) mit Schloss Kaltenstein.

Quelle Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 502 Bü 51, Nr. 21
Die Wiedergabe der Transkription folgt der Originalquelle buchstaben- und zeilengetreu.