Notiz über die Zerstörung Ölbronns 1622
Abschrift einer Notiz aus Akten der württembergischen Regierungsregistratur über den Überfall kaiserlicher Soldaten auf Ölbronn1 − und das darauffolgende Massaker als Repressalie auf die Tötung eines Offiziers durch die Landmiliz
[o. O., o. D.], vermutlich 19. Jahrhundert
Schicksal des Dorfs Ölbronn im
30-jährigen Kriege.
Aus Akten von Oelbronn, Maulbronner2 Oberamts,
der Regierungs-Registratur.
Als im Jahr 1622 der Leonberger3 und
Vaihinger4 Ausschuß5 zur Bedeckung der
Grenzen in Oelbronn gestanden und
diese einen Officier von einer feind-
lichen Croaten-Partie todgeschoßen,
so wurde den 23. Junii darauf der
Flek6 von einer stärkeren dergleichen
überfallen und nicht nur der Ausschuß –
außer was sich mit der Flucht salviret7 –
niedergehauen, sondern auch die ganze
Innwohnerschaft an Männern, Wei-
bern und Kindern; biß auf 7 Mann,
die sich mit genauer8[?] Noth davonge-
bracht und ebenfalls salvirt. Völlig
und von hiesiger Gemeinde allein über
500 Seelen ohne einige Gnade erbärm-
lich massacrirt und in dem Blute lie-
gengelassen, alles ausgeplündert
und darauf der Flek in den Brand
gestekt und 62 Gebäu in die Asche
gelegt etcetera.
1 Ölbronn, Gemeinde Ölbronn-Dürrn PF.
2 Stadt Maulbronn PF.
3 Stadt Leonberg BB.
4 Stadt Vaihingen an der Enz LB.
5 Bedeutung: „Ausschuß“ = Landmiliz.
6 Bedeutung: „Flek“ = Ortschaft.
7 Lat. = gerettet.
8 Bedeutung: „genauer“ = knapper („genau“ und „nah“ sind ursprünglich ein Wort, d. h. beide gehen zurück auf die ältere Stammform „nâhw“, vertreten in goth. „nêhva“).
Quelle | Staatsarchiv Ludwigsburg E 258 VI Bü 2469 |
Die Wiedergabe der Transkription folgt der Originalquelle buchstaben- und zeilengetreu. |